Rolf Bollmann empfiehlt

Nach fast zehn intensiven Jahren auf Mallorca bin ich nun aus Altersgründen nicht mehr auf der Insel tätig. Daher möchte Ihnen das Therapiezentrum Vida Libre ans Herz legen.

Alkoholentwöhnung

Das Wort Alkoholentzug wird häufig verwendet um den Versuch der Beendigung einer Abhängigkeitserkrankung vom Alkohol zu beschreiben. Das stimmt nur bedingt. Um dies klar zu stellen, wollen wir versuchen den Unterschied zwischen einem Alkoholentzug und einer Alkoholentwöhnung zu erklären.

Der Alkoholentzug ist der erste Schritt eines chronisch kranken Alkoholikers (oder eines Alkoholikers der massiven Missbrauch betreibt) sich auf den Genesungsweg seiner Abhängigkeitserkrankung zu begeben. Er gehört zu den qualvollsten Entzügen, wenn dieser ohne medikamentöse und ärztliche Unterstützung durchgeführt wird.

Wenn es von der Einsicht des Alkoholikers zum Handeln kommt (was meist ein sehr langwieriger Entscheidungsprozess sein kann), d.h. den festen Entschluss zu fassen mit dem Trinken aufzuhören, so bleiben ihm nur 2 Möglichkeiten.

1. Möglichkeit

Meist beeinflusst durch sein Umfeld (Familie, Freunde, Kollegen) – und nur in wenigen Fällen durch die eigene Entscheidung - versucht der Alkoholiker mit dem Trinken abrupt („von jetzt auf gleich”) aufzuhören ohne ärztliche und/oder medikamentöse Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass dies in keinem Fall ratsam ist, wenngleich es der eine oder andere Alkoholiker (meist Wenige) auch auf diese Art und Weise schafft oder schaffen kann. Profis streiten sich darüber ob der so genannte „kalte Entzug” (qualvolle 4-5 Tage) deshalb ratsam ist, damit der Alkoholiker die Ernsthaftigkeit seines Problems hart am eigenen Körper verspürt. Wir sind da anderer Meinung und strikt dagegen, weil es zu epileptischen Krampfanfällen oder gar zu D.T. (Delirium Tremens), Herzstillstand oder Organversagen führen kann und es nicht ausgeschlossen ist, dass der Alkoholiker daran stirbt, abhängig von der Menge an Alkohol die er/sie zu sich genommen hat und über welchen Zeitraum und Frequenz er konsumiert wurde.

2. Möglichkeit

Der Alkoholiker nimmt Kontakt mit seinem Hausarzt, einem Bezirkskrankenhaus oder einem internistischen Krankenhaus auf und bittet um eine Einweisung. Da es sich hier um einen „Akutfall” handelt muss die Krankenkasse „de jure” dafür bezahlen, unabhängig davon ob der Hilfesuchende gesetzlich oder privat versichert ist. Jedes Bezirkskrankenhaus ist verpflichtet eine solche Entgiftung vorzunehmen, es sei denn, die Bettenbelegung lässt dies nicht zu. Auch jedes internistische Krankenhaus nimmt Patienten zur Entgiftung auf und auch hier muss die Krankenkasse bezahlen. Diese Entgiftung dauert in der Regel fünf bis zehn Tage.
Von einer Aufnahme in ein psychiatrisches Krankenhaus raten wir ab, weil es bei den dortigen Patienten meistens nicht nur um Alkohol geht, sondern um eine Unzahl von psychischen Erkrankungen, das bedeutet, dass die Menschen dort mit Medikamenten „vollgepumpt” werden und wie „Zombies” durch die Zimmer und Hallen laufen.

Phasentrinker oder Spiegeltrinker?

Nun müssen wir unterscheiden ob der Alkoholiker ein „Phasentrinker” ist (auch Episodentrinker genannt mit längeren Trinkpausen) oder ein „Spiegeltrinker”, der seinen täglichen Konsum braucht.

In der Regel hat der Phasentrinker nur geringfügige Entzugserscheinungen (Zittern der Hände, nächtliche und / oder stetige Schweißausbrüche, morgendliches trockenes Erbrechen, Übelkeit, „Filmrisse” - auch „Black-Outs genannt - Zuckungen, Taubheitsgefühle u.s.w.) und kann meist ohne Entzugserscheinungen seine Trinkepisode beenden. Das Elende bei einem Phasentrinker (volkstümlich auch „Quartalssäufer” genannt) ist, dass er seinem Umfeld vortäuscht kein Alkoholiker zu sein, weil er wieder mal 2 oder 3 Wochen nichts getrunken hat und seine Leberwerte wieder in Ordnung sind. Sein Umfeld glaubt ihm das auch und ist sehr froh, dass er (wieder einmal) mit dem Trinken aufgehört hat. Unumstritten ist allerdings, dass er Alkoholiker ist und dass sich die Trinkpausen meist früher oder später verkürzen. Es ist viel schwieriger einen Phasentrinker zur Einsicht zu bringen, etwas gegen sein Trinken zu tun (der Schritt von der Einsicht zum Handeln) als einen Spiegeltrinker.

Anders beim Spiegeltrinker, der seinen täglichen Konsum, also seinen Alkoholspiegel (BAK=Blutalkoholkonzentration) aufrechterhält. Dies kann von beispielsweise von 1 Promille bis auf 3 Promille oder mehr täglich sein. Meistens steigert sich der Konsum über Zeit, weil er immer mehr Alkohol braucht um den gleichen Effekt aufrecht zu erhalten.

Bei einem Spiegeltrinker ist ein „warmer Entzug”, d.h. mit ärztlicher, medizinischer und pharmazeutischer Unterstützung unerlässlich. Die „kalten” Entzugssymptome eines Spiegeltrinkers sind Zittern der Hände, nächtliche oder tägliche Schweißausbrüche, trockenes Erbrechen, Filmrisse („Black-Outs”), hohe Reizbarkeit, innere Zerissenheit und Nervosität meist verbunden mit geringer Nahrungszunahme und stetigem Rauchen. Es folgt schnelle Gewichtsabnahme und in anderen Fällen Gewichtszunahme durch eine „Aufschwemmung” (Gesicht und Bauch). Dies kann auch darauf zurückzuführen sein, dass die Leberfunktion bereits gestört ist.

Wie sieht so ein „warmer Alkoholentzug” aus?

Nach Einweisung in ein Krankenhaus erhält der Alkoholiker anfangs hochdosiert und über ca. 6-7 Tage „runter dosiert” Medikamente (Beruhigungsmittel), die einen epileptischen Krampfanfall oder ein D.T. (Delirium Tremens) oder ein Organversagen verhindern. Das „Teuflische” daran ist, dass sich der Alkoholiker nach diesen 7 Tagen so wohl fühlt, dass er seinem Umfeld sagt: „Mir geht es wieder sehr gut, ich habe alles im Griff, macht euch keine Sorgen”. Das ist ein Irrtum. Er hat noch gar nichts im Griff und über Zeit (Tage oder Wochen) wird ihn der Alkohol wieder im Griff haben. Warum? Weil der psychische und seelische Aspekt, Sinnesfragen oder spirituelle Aspekte der Abhängigkeitserkrankung nicht in den 6 oder 7 Tagen angesprochen wurden. Es sollte so nahtlos wie möglich eine Alkoholentwöhnung stattfinden. In Deutschland werden dafür 2 – 4 Monate empfohlen, bei durchschnittlichen Wartelisten von 3 – 4 Monaten. Wir schließen uns dann der Meinung von John Schwarzlose (CEO des Betty Ford Centers, USA) an, dass es grundsätzlich nicht um die Länge der Therapie geht, sondern um die Intensität und Qualität. Im Kern: hoch qualifizierte Kurzzeittherapien verbunden mit den 12 Schritten (wir verweisen auf das Buch von Prof. Dr. med. Lothar Schmidt „Fahrschule des Lebens”) tragen i.d.R. zur Entwöhnung mit hohen Erfolgsquoten bei, währenddessen Langzeittherapien mit viel „Leerlauf” eher hinderlich sind und meist zu einem Rückfall (80%-90%) führen.